Clemens Tönnies war schon da, Uli Hoeneß noch auf dem Weg. „Endlich sind Sie mal vor dem FC Bayern“, witzelte der Moderator, der das Gipfeltreffen zwischen dem Aufsichtsratschef des FC Schalke 04 und dem Präsident der Bayern moderieren sollte. Doch Tönnies ließ sich auf die Steilvorlage nicht ein – zumal Hoeneß wenig später erschien. Der Respekt ist groß vor dem Branchenprimus, das betonte der Schalke-Boss immer wieder. Die Kampfansagen kommen inzwischen deutlich vorsichtiger daher: „Ich habe schon das Gefühl, dass wir auch irgendwann einmal dran sind“, sagte Tönnies auf die Frage nach der Meisterschaft. „Aber nageln sie mich nicht auf einen Zeitpunkt fest. Ich bin auch schon 62, ich weiß nicht, ob ich das noch erlebe.“
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Ganz ohne Spitzen aber ging es nicht, und das war natürlich dem Thema Leon Goretzka geschuldet, der im Sommer ablösefrei von Schalke zu den Bayern wechseln wird. Man dürfe nicht immer nur den Geldbeutel aufmachen und noch einen Spieler holen – dann bekomme man meist nur Söldner, hatte der Bayern-Präsident gesagt. Sein Gegenüber nahm die Vorlage dankbar auf: „Uli, das kam aus berufenem Munde“, sagte Tönnies süffisant grinsend. „Nicht immer noch mehr Spieler zu nehmen und teuer zu bezahlen, davon halte ich viel.“ Hoeneß‘ Konter: „Wir haben dafür ja nur unser Festgeldkonto geplündert.Hoeneß schien auch anzudeuten, dass die Schalker schon früher als verkündet wussten, dass sie Goretzka wohl an die Bayern verlieren würden: „Clemens hat mich vor Weihnachten angerufen, als die Gerüchte hochkamen“, so der Bayern-Präsident. „Da habe ich ihm reinen Wein eingeschenkt.“ Auf Nachfrage dieser Redaktion allerdings korrigierte er sich: „Ich habe auf der Bühne etwas Falsches gesagt. Das war nicht vor Weihnachten, sondern am 4. Januar. Clemens Tönnies hat für mich in seinen Kalender geschaut. Und ich habe ihm nur gesagt, dass wir Gespräche führen. Eine Einigung gab es da noch nicht.“ Verkündet wurde diese am 19. Januar, erst kurz zuvor wurden die Schalker nach eigener Aussage informiert.
Ein Versprechen machte Hoeneß dem Schalke-Boss außerdem, trotz der offenen Trainerfrage im Sommer: Von Schalkes Coach Domenico Tedesco werde Bayern die Finger lassen: „Ich verspreche, dass wir da Ruhe geben“, sagte er, nachdem ihm Tönnies im Scherz Prügel im Falle der Zuwiderhandlung angedroht hatte.
Und dass, obwohl Hoeneß die Schalker durchaus ernst nimmt: Wenn dieser „solide geführte Verein“ mal mehrere Jahre in Folge in die Champions League komme, habe er ganz andere Mittel und könne den Bayern sehr schnell wieder gefährlich werden. Größer Konkurrent aber bleibe derzeit ein anderer Klub: „Ich muss mal eine Lanze für Borussia Dortmund brechen, die haben uns ja viele Jahre eng auf der Pelle gesessen“, sagte der Bayern-Präsident. „Das passiert nicht jedes Jahr, dass du mit Dembélé und Aubameyang zweimal ein halbes Jahr nur Wechselgerüchte hast und dich wahnsinnige Berater vor sich her treiben. Wenn in Dortmund wieder Ruhe einkehrt, sind sie ganz schnell wieder ein ernstzunehmender Gegner für die Bayern.“